Vorlage - VO/2377/20  

Im Mai 2017 wurde im Ausschuss für Tourismus- und Kulturangelegenheiten die Empfehlung des  vorläufigen Begleitausschusses über die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung vorgestellt (s. VO/1762/17). Hierfür hatte die Stadt Neustadt in Holstein bei Frau Dr. Königseder und dem Grafikbüro gwf ein Kurzkonzept beauftragt (s. Anlage 1-4).

Die Bürgerstiftung wurde gebeten, ein Konzept für einen länderübergreifenden Bundesantrag zur Förderung der Neugestaltung des Cap Arcona-Gedenkens zu erstellen.

Nachdem im Jahr 2018 die Gedenkstätten in Grevesmühlen, Klütz und auf der Insel Poel vom Land Mecklenburg-Vorpommern über 340 T€ für die Neugestaltung ihrer Gedenkstätten Cap Arcona erhielten, war die Entwicklung eines länderübergreifenden Bundesantrags obsolet.

Am 13.05.2019 fand ein Abstimmungsgespräch zwischen dem Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft des Landes Schleswig-Holstein unter Anwesenheit des Staatssekretärs Dr. Grundei, der Bürgerstiftung Gedenkstätten Schleswig-Holstein und der Stadtverwaltung Neustadt in Holstein statt. Hierbei wurden mögliche Perspektiven für die Neugestaltung des Cap Arcona-Museums in Neustadt in Holstein unter dem Aspekt der oben genannten Entwicklungen eruiert. Festgestellt wurde, dass der Forschungsbedarf zur Thematik Cap Arcona weitestgehend abgeschlossen sei. Die für einen Bundesantrag notwendigen Voraussetzungen, insbesondere eine Ausstellung am authentischen Ort, sowie die Finanzierung für die Steigerung und Verstetigung der pädagogischen Arbeit, wurden als Probleme identifiziert.

Im Oktober 2019 erhielt die Stadt Neustadt in Holstein dann ein Kurzkonzept „Cap-Arcona-Erinnerung in Neustadt und Schleswig-Holstein – Status quo und Entwicklungsperspektiven“ von der Bürgerstiftung Gedenkstätten Schleswig-Holstein (BGSH; s. Anlage 5).

Im Vergleich zu anderen Gedenkstätten besteht bei der Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung die Herausforderung, dass es keinen authentischen Ort zu besichtigen gibt. Bei der Neugestaltung kann nur auf wenige Ausstellungsgegenstände zurückgegriffen werden, so  dass die Vermittlung der Cap Arcona-Katastrophe vor allem medial erfolgen muss. Ziel der Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung ist die Modernisierung der Ausstellung, insbesondere unter ausstellungsdidaktischen und medientechnischen Aspekten.

Standortbewertung aus Sicht der Verwaltung

Die bislang seitens der Gedenkstätten-Akteure favorisierte Option 2, eine große Lösung in einem eigenständigen Gebäude mit mindestens 400 qm Nutzfläche, davon 200 qm Ausstellungsfläche, würde dem Ausmaß der internationalen Katastrophe gerecht werden. Für diese Variante schätzte das Grafikbüro gwf im Mai 2017 die Kosten für den Ausstellungsbau auf 397 T€ netto. Hinzu kämen die Kosten für die Errichtung eines Neubaus. Für die Folgekosten, insbesondere den deutlich erhöhten Personalaufwand, werden bislang keine Zuwendungen seitens des Landes in Aussicht gestellt, so dass die Folgekosten mit hoher Wahrscheinlichkeit allein von der Stadt Neustadt in Holstein getragen werden müssen.

Die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung im zeiTTor Museum bietet vor allem Synergieeffekte, da an diesem Standort bereits ein gut funktionierender Museumsbetrieb durch die Stadt Neustadt in Holstein gewährleistet wird. Der vorhandene Schulungsraum im Untergeschoss kann sowohl für die Museumspädagogik des zeiTTors als auch für die pädagogische Arbeit zum Thema Cap Arcona genutzt werden. Der Standort in der Innenstadt ist gut erreichbar und mehrere öffentliche Parkplätze stehen fußläufig zur Verfügung. Die Öffnungszeiten sind besucherfreundlich und können durch das bestehende Personal abgedeckt werden.

Der Raum „20. Jahrhundert“ bietet sich für die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung an, da die Cap Arcona-Katastrophe chronologisch in die Abfolge der zeiTTor-Ausstellung integriert werden kann. Zudem bietet dieser Raum einen direkten Zugang zum Treppenhaus und kann daher auch von Besuchern, die sich nur für das Thema Cap Arcona interessieren, auf kurzem Weg erreicht werden. Der barrierefreie Zugang ist durch den Aufzug, der genau an diesen Raum anschließt, gegeben. Der Raum „20. Jahrhundert“ bietet ca. 60 qm zzgl. der Abseiten, die als Ausstellungsfläche genutzt werden können, so dass insgesamt für die Neugestaltung ca. 90 qm zur Verfügung stehen. Die Kostenschätzung für den Ausstellungsbau schätzte das Grafikbüro auf 157 T€ netto.

Nicht enthalten sind in beiden Kostenschätzungen des Grafikbüros die Leistungen für die inhaltlichte Forschung und die Erarbeitung des Ausstellungskonzepts, Lektorat und Übersetzungen, Bild- und Filmrechte sowie ein mögliches Audioguidesystem. Hinzu kommt der Aufwand der Umgestaltung der zeiTTor-Ausstellung, um die bestehenden Ausstellungsinhalte des Raums „20. Jahrhundert“ anderweitig zu integrieren.

Fördermöglichkeit durch das Land Schleswig-Holstein

Am 14.01.2020 erfolgte ein Vor-Ort-Termin mit der Referatsleitung Kultur des Ministeriums für Bildung, Kultur und Wissenschaft (MBKW) und der Stadt Neustadt in Holstein. Hierbei fand die Besichtigung der aktuellen Cap Arcona-Ausstellung im Anbau des Kremper Tors, des zeiTTor Museums und des Horchturms (als mögl. Standort für Option 2) statt.

Nach diesem Termin fanden Abstimmungen im MBKW statt, mit dem Ergebnis, dass das Land Schleswig-Holstein für die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung im zeiTTor Museum bis zu 300.000 € netto in Aussicht stellt. Die Förderkriterien für die Investitionszuschüsse für Maßnahmen in Gedenkstätten über das Programm „IMPULS 2030“ werden derzeit vom MBKW aktualisiert, da die Förderkriterien bislang auf bauliche Maßnahmen ausgerichtet sind, und die für die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung notwendige Möblierung nun Berücksichtigung finden sollen.

Auf Basis der bislang vorliegenden Informationen kann von einem nicht rückzahlbaren Zuschuss von maximal 80 % im Rahmen einer Projektförderung als Anteilsfinanzierung mit Höchstbetrag gerechnet werden. Für die Stadt Neustadt in Holstein bedeutet dies, dass ein Eigenanteil i.H.v. mindestens 20 % der zuwendungsfähigen Gesamtausgaben beizutragen ist. Bei der vom MBKW angekündigten Förderung vom max. 300.000 € netto beläuft sich der städtische Eigenanteil auf 75.000 € netto.

Zur Einreichung eines Förderantrags bedarf es der Erstellung eines Detailkonzepts. Die Verwaltung empfiehlt, die Erarbeitung eines Ausstellungskonzepts inkl. Ausstellungsgestaltung zu beauftragen. Hierfür wurden bereits in der Haushaltsstelle 3200.5771 für das Jahr 2020 8.400 € netto (bzw. 10.000 € brutto) für die Planung Neugestaltung eingestellt, darüber hinaus stehen knapp 10.000 € zweckgebundene Spenden Cap Arcona zur Verfügung.

Im April sollen die Ergebnisse des Detailkonzepts von dem vorläufigen Beirat beraten werden, welcher im Vorwege für die Einreichung eines Förderantrags einzubeziehen ist.

Anschließend kann der Förderantrag beim Land Schleswig-Holstein eingereicht werden. Parallel zur Einreichung des Förderantrags ist der Eigenanteil der Stadt Neustadt in Holstein dann in die Investitionsplanung im 1. Nachtrag zum Haushaltsplan 2020 oder als Verpflichtungsermächtigung im Haushaltsplan 2021 einzustellen.

Parallel zur Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung im Gebäude Kremper Tor soll im Jahr 2020 eine Außenausstellung mit Informationstafeln entlang der Promenade in direkter Nähe des Ehrenfriedhofs umgesetzt werden. Hierfür wurden die entsprechenden Mittel im Haushalt 2020 eingestellt. Die Stiftung ProGedenkstätten SH hat für dieses Projekt eine Spende in Aussicht gestellt.

In Anbetracht des 75. Jahrestags der Cap Arcona-Katastrophe am 03.05.2020 ist die oben genannte Weiterentwicklung des Cap Arcona-Gedenkens ein wichtiges, politisches Zeichen. Daher bittet die Verwaltung um Beratung und Zustimmung.

1. Die Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung soll im Raum „20. Jahrhundert“ im zeiTTor Museum integriert werden.

2. Der Bürgermeister wird beauftragt, einen Förderantrag beim Land Schleswig-Holstein zur Neugestaltung der Cap Arcona-Ausstellung im zeiTTor einzureichen. 

1) Konzept Neugestaltung Cap Arcona Museum_Dr. Angelika Königseder

2) gwf_Stellungnahme Museum Cap Arcona 

3) gwf_Raumbedarf Museum Cap Arcona

4) gwf_Kostenschätzung Museum Cap Arcona

5) BGSH Konzept_Zukunft der Cap Arcona Erinnerung in Neustadt