Vorlage - VO/2755/22  

Im Jahr 1968 wurde der Neubau eines Toilettengebäudes der Seebadeanstalt Neustadt in Holstein an das bestehende Gebäude „Strandbad“ geplant. Im Jahr 1983 wurde es erweitert. Nach einigen Instandsetzungen in den letzten drei Jahrzehnten ist das Gebäude mittlerweile als abgängig zu betrachten. Weder das Gebäude Strandbad, noch die derzeitige DLRG-Station an der Seebrücke Neustadt in Holstein werden den Ansprüchen einer Wasserrettungsstation gemäß BadeSichVO auf Dauer gerecht. Zudem sind die sanitären Anlagen nicht mehr zeitgemäß und barrierefrei. Daher wird ein Neubau einer Wasserrettungsstation am Strandbad Neustadt in Holstein mit einer barrierefreien, öffentlichen Toilettenanlage notwendig.

Zu 1.:

Lage und mögliche Überplanung des Bestands im Außenbereich

Am Strandbad Neustadt in Holstein sind mit dem orangefarbenen DLRG-Gebäude, den Umkleidekabinen und dem weißen, zweigeschossigen Gebäude drei bauliche Anlagen mit insgesamt 210 m² bebauter Bruttogrundfläche im Bestand (s. Anlage).

Die drei baulichen Anlagen sollen abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Der Neubau für die Wasserrettungsstation soll aufgrund der zentralen Lage auf der Fläche errichtet werden, auf welcher sich derzeit das zweigeschossiges Gebäude mit öffentlichen WCs sowie Lager und Aufenthaltsraum für die Strandaufsicht befindet.

Die planungsrechtlich nach §35 BauGB zulässigen und aus Nutzungsgründen zwingend auf Promenadenniveau (UG seeseitig) liegenden Funktionen erfordern eine bebaute Bruttogrundfläche von ca. 234 m². Die bebaute Fläche im Außenbereich wird gegenüber dem Bestand also nur um 24 m² überschritten. Dies ist nach Aussage des Stadtbauamts vertretbar.

Zu 2.:

Raumbedarf / Anforderungen an eine Wasserrettungsstation

Um mit dem Neubau einer Wasserrettungsstation den Anforderungen der BadeSichVO dauerhaft gerecht werden zu können, wurde im Zuge der Übertragung der Verantwortlichkeit des Wasserrettungsdienstes vom Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten an den Eigenbetrieb Tourismus-Service Neustadt-Pelzerhaken-Rettin ein Risk Assessment Report durch die „International Life Saving Federation of Europe“ (ILSE) erstellt. Dieser Bericht bewertet die Risiken des Betriebs einer Badestelle, in diesem Fall der Badestelle Strandbad Neustadt in Holstein: „Auf Grund der lokalen Gegebenheiten wird folgende Mindestbesetzung für die Badestelle Neustadt empfohlen: 1 Wachführer, 4 Rettungsschwimmer, 1 Bootsführer und 1 Bootsgast (gleichzeitig Besatzung Turm), 1 Sanitäter/Springer bei Bootseinsatz für Turm (Summe 8). In der Nebensaison kann ggf. auf 6 Personen reduziert werden, wenn der Turm westlich der Seebrücke unbesetzt bleibt. Die beiden anderen Türme sind wegen der Einsicht auf Sprungbereich, Rutsche, Badeinsel und der deutlich höheren Nutzung im Bereich Gastronomie und Kinderspielgeräte auch in der Nebensaison in der entsprechenden Stärke zu besetzen.“

Die Bewachung der Badestelle Strandbad Neustadt in Holstein hat während der Badesaison (Mai bis September) bei entsprechendem Wetter täglich zu erfolgen. Die Gewährleistung der Badesicherheit kann in diesem Zeitraum nicht ausschließlich durch die DLRG-Ortsgruppe Neustadt in Holstein erfolgen, sondern muss weitestgehend durch Rettungsschwimmer des Zentralen Wasserrettungsdienstes Küste (ZWRD-K) abgedeckt werden. Dies wiederum bedingt vorrangig eine neu zu schaffende Infrastruktur zur Überwachung der Badesicherheit, sowie die Einrichtung von Übernachtungsmöglichkeiten für auswärtige Rettungsschwimmer.

Für den Neubau einer Wasserrettungsstation wurde nach dem Erfahrungsaustausch mit den Wachführern der Rettungsstation Pelzerhaken und der Rückmeldung der Ortsgruppe DLRG Neustadt in Holstein der Raumbedarf aufgestellt (s. Anlage) und durch das Stadtbauamt auf Zulässigkeit gemäß § 35 BauGB geprüft.

Bereitstellung von Räumlichkeiten für die Ortsgruppe DLRG Neustadt in Holstein

Der Ausschuss für gesellschaftliche Angelegenheiten hat in der Sitzung am 14.03.2021 den Beschluss gefasst: „Der Bürgermeister wird gebeten zu ermitteln, ob und in welchem Umfang dem der Verwaltung und den Fraktionen zugegangenen Antrag der DLRG vom 26. August auf Bereitstellung von geeigneten Räumlichkeiten zur ganzjährigen Nutzung entsprochen werden kann.“

Die Ortsgruppe DLRG Neustadt in Holstein hat dem Tourismus-Service am 10.01.2022 folgenden Raumbedarf zur ausschließlichen Nutzung durch die Ortsgruppe gemeldet:

• Schulungsraum/Besprechungsraum
  • 30 m²
  • Raumkapazitäten für 10 bis 15 Personen
  • Raum für Aus- und Fortbildung von Rettungsschwimmern und Nachwuchseinsatzkräften und für Vor- und Nachbesprechungen von Einsatzübungen im Freigewässer

• Lagerraum 1
  • 10 m²
  • Zugänglich vom Schulungsraum/ Besprechungsraum
  • Material, das bei der Lagerung mehr Sauberkeit und eine trockene Lagerung erfordert. Insbesondere Material zur Erste Hilfe Ausbildung, Sanitätsausbildung und RUND-Ausbildung (RUND= Realistische Unfall- und Notfalldarstellung)
  • Lagerung von Einsatz- und Übungsmaterial für Erste-Hilfe

• Lagerraum 2
  • 15 m² bis 20 m²
  • Wasserseitig leicht zugänglich
  • Material, das für Einsatzübungen im und in Wassernähe verwendet wird

• Garderobenraum
  • 10 m²
  • Garderobe
  • Wertschließfächer - Lagerung von persönlichen Wertgegenständen
  • Lagerung von persönlichen Ausrüstungsgegenständen von Einsatzkräften z.B. in Kiste

• Barrierefreier Sanitärraum
  • 9 m²
  • Barrierefreie Unisextoilette mit Dusche
  • Duschmöglichkeit nach Einsatzübungen z.B. nach Übungen von RUND (Realistische Unfall -und Notfalldarstellung)

• Garage
  • 35 m²
  • Wasserseitig leicht zugänglich
  • Zur Aufbewahrung von Großgeräten wie z.B. Rettungsbrettern, SUPs, Außenbordmotor des Jugendbootes, Großzelte, Kanus usw.

• Spülraum /Trocknungsraum/ Wartungsraum
  • 10 m² bis 15 m²
  • Möglichkeit die Einsatzmaterialien wie z.B. Neoprenanzüge, Gurtretter etc. mit Süßwasser zu spülen und diese anschließend zu trocknen und ggf. Instandsetzungsarbeiten.

Vereinbarkeit von Raumbedarf und Zulässigkeit

Die Anregungen der Ortsgruppe DLRG Neustadt in Holstein vom 01.09.2021 auf Basis des ersten Entwurfs einer möglichen Wasserrettungsstation am Strandbad Neustadt wurden durch den Tourismus-Service Neustadt-Pelzerhaken-Rettin sowie das Bauamt der Stadt Neustadt in Holstein geprüft und wurde z.T. in die Raumbedarfsplanung aufgenommen. Wie der Anlage zu entnehmen ist, kann für die Ortsgruppe zur separaten Nutzung ein Büro, ein Lagerraum und eine Bootsgarage eingeplant werden. Während ihrer Wachzeiten steht der DLRG-Ortgruppe Neustadt in Holstein die gesamte Rettungsstation inkl. Equipment zur Nutzung zur Verfügung.

Der Wunsch der Ortsgruppe DLRG Neustadt in Holstein auf Schulungsräume für die Ausbildung von Rettungsschwimmern und Erste-Hilfe-Kursen ist nicht umsetzbar, da Schulungsräume bei einem Sonderbau im Außenbereich nicht genehmigungsfähig sind.

Alternativ können von der Stadt Neustadt in Holstein Schulungsräume zu Fortbildungszwecken z.B. in der Tourist-Info Pelzerhaken (ehem. Haus des Gastes), sowie außerhalb der Badesaison in den DLRG-Stationen Neustadt oder Pelzerhaken, nach Absprache zur Verfügung gestellt werden.

Der Bedarf eines weiteren Raums zur Lagerung von Schulungsequipment ist aufgrund der Unzulässigkeit der Einrichtung eines dauerhaften Schulungsraums im Außenbereich hinfällig.

Für die Wachgänger sind im Untergeschoss WCs, Duschen, ein Umkleideraum und ein Trockenraum eingeplant. Dieser steht den jeweiligen Wachgruppen während ihrer Wachzeiten vollumfänglich zur alleinigen Nutzung zur Verfügung.

Raumbedarf für öffentliche Belange und Strandaufsicht

Für den öffentlichen Bedarf werden insgesamt sieben öffentliche WCs (3x Damen, 3x Herren, 1x barrierefrei - analog zur DLRG-Station Pelzerhaken und dem Mehrzweckgebäude Auf der Pelzerwiese) geplant.

Für die Pflege und den Erhalt der Strandinfrastruktur muss ein Lagerraum für die notwendigen Arbeits- und Verbrauchsmaterialien und eine kleine Werkstatt eingerichtet, sowie ein Aufenthaltsraum mit WC für die Strandaufsicht zur Verfügung gestellt werden.

Zu 3. & 4.:

Die Selbstverwaltung wird gebeten, das Raumprogramm gemäß Anlage zu beschließen, welches als Aufgabenstellung für die Auslobung eines kleinen Wettbewerbes für den Gebäudeentwurf und die weitere Planung dient.

Die Kosten für den kleinen Wettbewerb bis LP 2 HOAI betragen ca. 10 T€.

Der Entwurfswettbewerb dient dazu, eine wirtschaftlich, funktional und gestalterisch optimale Entwurfslösung für diesen besonderen Standort am Strand zu finden. Das Ergebnis ist auch Grundlage für einen zu stellenden Antrag auf Fördermittel. Die Fachausschüsse werden in geeigneter Form in die Auswahl des besten Entwurfes einbezogen.

Die Gesamtinvestition wird derzeit auf ca. 1.548.000 € (3.600 € netto/m² x 430m² BGF) geschätzt.

Für die Leistungsphasen 1-2 ‚Vorplanung‘ fallen demnach Aufwendungen in Höhe von 27.700 € netto, für die Vermessungen des Baugrunds ca. 4.000 € netto, und für den Wettbewerb 10.000 € netto an.

Für die Leistungsphase 3 ‚Entwurfsplanung mit Kostenschätzung‘ werden 51.900 € netto kalkuliert. Die Leistungsphase 3 ist für die Einreichung eines Förderantrags relevant. Daher soll im Nachtrag zum Wirtschaftsplan 2022 um den Aufwand für die LP 3 ergänzt werden.

Der Aufwand für die Leistungsphasen 1-3 inkl. Wettbewerb beträgt somit 93.600 €. Im Investitionsplan des Wirtschaftsplans 2022 des Tourismus-Service wurden bereits 40.000 € für die Planungskosten Strandbad eingestellt.

Die Erhöhung des Aufwands „Planungskosten Strandbad Neustadt“ um 53.600 € netto sowie die Verpflichtungsermächtigung 2023 in Höhe von 1.454.400 € netto sind im 1. Nachtrag zum Wirtschaftsplan 2022 des Eigenbetriebs Tourismus-Service einzustellen.

1. Der Neubau der Wasserrettungsstation Strandbad Neustadt in Holstein soll auf der Fläche des Strandbad-Gebäudes als Ersatz für die drei abzureißenden Gebäude errichtet werden.
2. Dem vorgelegten Raumbedarf zur Planung eines Neubaus einer Wasserrettungsstation Strandbad Neustadt in Holstein gemäß Anlage wird zugestimmt.
3. Der Bürgermeister wird beauftragt, die Auslobung eines Wettbewerbs für den Gebäudeentwurf vorzunehmen.
4. Die Erhöhung des Aufwands „Planungskosten Strandbad Neustadt“ um 53.600 € netto sowie die Verpflichtungsermächtigung 2023 in Höhe von 1.454.400 € netto sind im 1. Nachtrag zum Wirtschaftsplan 2022 des Eigenbetriebs Tourismus-Service einzustellen.

Lageplan Strandbad

Raumbedarfsermittlung für Neubau Wasserrettungsstation Strandbad