Bürgerinfosystem Neustadt in Holstein
Sachverhalt:Der Arbeitskreis „Besucherlenkung“ des Stadtmarketings Neustadt in Holstein hatte sich in den Jahren 2011-2013 intensiv mit dem Thema beschäftigt und im Verlauf des Projekts ein Fachbüro einbezogen. Am 17.09.2013 wurde dem Ausschuss für Tourismus- und Kulturangelegenheiten das Konzept „Besucherlenkungs- und Informationssystem in Neustadt in Holstein“ durch das Büro LebensRaum Zukunft vorgestellt. Nachdem die Investitionskosten im Wirtschaftsplan genehmigt wurden und die AktivRegion Wagrien-Fehmarn und das LLUR die Förderung des Projekts bewilligt hatte, wurde die Erstellung eines aktualisierten Detailkonzepts im Jahr 2018 beauftragt. Die Zielspinnen und Standortbögen wurden im April 2019 mit den Fachkollegen aus dem Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten, Bauamt, Stadtwerke und Tourismus-Service abgestimmt. Im nächsten Schritt werden die Planungsschritte und die möglichen Beschilderungssysteme dem Tourismusausschuss vorgestellt. Das Fachbüro hat drei Systeme in drei unterschiedlichen Preis- und Qualitätskategorien ausgewertet (s. Präsentation im Anhang).
Allgemeines zum Besucherlenkungssystem:
Die ansprechende und gut strukturierte Besucherlenkung in einer Stadt stellt mehr dar als eine reine Orientierungshilfe. Denn als Teil der städtischen Öffentlichkeitsarbeit steigert sie das Image eines Tourismusortes wie Neustadt i.H. und stärkt seine Attraktivität als Einkaufsstandort. Eine gute Besucherlenkung für Fußgänger abseits von Unfallschwerpunkten sowie die Bündelung von Verkehrsströmen kann ein wesentlicher Beitrag zur Verkehrssicherheit sein, der gleichzeitig den Komfort für Gäste erhöht.
Die Wegweisung für den Fußgängerverkehr weist große Unterschiede zu Wegweisungssystemen für den Kraftfahrzeugverkehr auf. Dies betrifft insbesondere die Standortwahl und das Layout der Wegweiser, aber auch die Auswahl der Ziele.
Damit ein Leitsystem optimal genutzt werden kann, sollten folgende Anforderungen erfüllt sein: - Informationen müssen auf einem Blick erfassbar sein. - Symbole und Bezeichnungen müssen einheitlich verwendet werden. - Beschilderung sollte sich an einem örtlichen oder regionalen Corporate Design orientieren. - Technische und inhaltliche Erweiterung muss möglich sein.
Hotelroute
Ein Hotelleitsystem führt den ortsunkundigen Besucher zu den Übernachtsmöglichkeiten der Stadt und trägt damit zur Verminderung des Übernachtungssuchverkehr bei (Groß, 2011, S. 356). Aufgabenstellung für die Stadt Neustadt in Holstein war die Erarbeitung einer Hotelroute, die neben den örtlichen Hotels auch Campingplätze, einen Wohnmobilstellplatz und ausgewählte Ferienanlagen und –wohnungen beinhaltet. Bei der Anzahl an Betrieben würden durch eine namentliche Nennung eines jeden Betriebes die Wegweiser sehr unübersichtlich und groß werden. Um diese unzumutbare Zielhäufung zu vermeiden, wird die Übernachtungsroute als lenkendes System konzipiert und das Stadtgebiet in drei farbige Zonen unterteilt. Die Wegweiser der Übernachtungsroute müssen ein klares Design haben. Das Design muss so gewählt sein, dass der Besucher die Schilder schnell identifizieren kann. Die Ausweisung der Sammelziele erfolgt mit dem jeweiligen eingefärbten Piktogramm. Zudem ist es wichtig, dass die Wegweiser einheitlich gestaltet sind, d.h. die Farbe, Form, Größe, Schrift und der ISO-Pfeil sollten bei jedem Schild gleich sein (ADAC, 2005b, S.19). Um ein einheitliches und übersichtliches System zu haben, sind separate Schilderstandorte zu empfehlen, d.h. eine Trennung von der StVO-Wegweisung ist ratsam (ADAC, 2005b, S. 14).
Die Verwaltung empfiehlt, die Schilder der Hotelroute mit dunkelblauem Hintergrund und weißer Schrift zu versehen (s. Präsentation Folie 21, Variante A), um den Farben des Corporate Designs der hafenheimat und der Lübecker Bucht zu entsprechen und einen hohen Kontrast für eine gute Lesbarbeit der Schilder zu erzeugen.
Für die Hotelroute beläuft sich die Kostenschätzung auf 25.000 € brutto. Davon sind 45% förderfähig, das entspricht einer Summe von 11.250 € brutto (ca. 9.450 € netto). Somit entfällt auf die Stadt Neustadt in Holstein ein Eigenanteil von 13.750 € brutto (ca. 11.550 € netto).
Ergänzende Wegweisung gem. StVO: Darüber hinaus hat das Fachbüro eine ergänzende Wegweisung für den motorisierten Verkehr, die vor allem der Lenkung zu ggf. entfernteren Ortsteilen, Parkplätzen, und typischerweise mit dem Kfz direkt angesteuerten Zielen, wie z.B. Krankenhäuser, Ämter, oder Sportstätten dient, unterbreitet. Die Prüfung und Umsetzung erfolgt über das Amt für gesellschaftliche Angelegenheiten.
Fußgängerleitsystem
Ein Besucherlenkungssystem soll den motorisierten Verkehr mit Hilfe von Informationstafeln an den Ortseingängen und einem Parkleitsystem auf die vorhandenen Parkplätze leiten. Von dort greift das Fußgängerleitsystem und weist die Besucher zu ausgewählten Zielen im Innenstadtbereich. Auch von Bahnhöfen, ZOB sowie anderen Ziel-/Quellorten im Stadtgebiet wird der Fußgänger durch ein Leitsystem zu den Zielen und in die Innenstadt geführt. Bei dem vorliegenden Konzept handelt es sich um eine zielorientierte Wegweisung,womit die Ausschilderung ausgewählter Ziele von und zu bestimmten Ausgangspunkten sowie eine Verknüpfung der Ziele untereinander gemeint ist (Zielspinnentechnik). Bei der Planung des Beschilderungssystems (Pfosten, Wegweiser) sollte darauf geachtet werden, dass eine Ausweisung neuer Ziele (z.B. besondere Sehenswürdigkeiten auf der Hafenwestseite) und ggf. eine routenorientierte Wegweisung (z.B. Historische Route) in ein solches System auch nachträglich integriert werden können.
Es ist bei der Besucherlenkung von großer Bedeutung, dass die Zielauswahl klar und übersichtlich gestaltet ist. Im Zuge der Planung wurden nur öffentliche Ziele mit touristischem Bezug erfasst und priorisiert. Die Ziele müssen in der Regel ganzjährig zugänglich sein. Für die Zielfindung wurde ein Katalog erarbeitet, der die Ziele untereinander priorisiert. Es wurden drei Priorisierungsstufen gebildet. Dies führt dazu, dass Ziele gemäß ihrer Bedeutung gewichtet werden. Ziele mit hoher Priorität (Priorität 1) werden dabei bereits früher ausgewiesen als Ziele mit niedrigerer Priorität. Ziele mit hoher Priorität sollten als Ankerpunkte und zentrale Schnittstellen des Leitsystems dienen und können Standorte für weitergehende Informationen (z.B. Übersichtskarten, Informationstafeln) für Fußgänger sein (Blase et al, 2003, S. 9). Die Priorisierung führt zu einer verbesserten Übersichtlichkeit.
Das geeignete Beschilderungssystem ist sehr wichtig für das gesamte BIS. Es ist das Aushängeschild und schafft einen Wiedererkennungswert für den Besucher. Bei der Art der Schilder unterscheidet man zwischen Richtungs- und Zielwegweisern. Die Richtungswegweiser geben mittels eines Fußgängerpiktogramms und einem Pfeil lediglich die jeweilige Richtung vor. Diese Schilder werden an Stellen eingesetzt, an denen die Route für den Fußgänger nicht eindeutig verläuft. Zielwegweiser beinhalten immer eine Zielangabe. Dabei wird zwischen Armwegweisern und Stelen unterschieden. Armwegweiser kommen dort zum Einsatz, wo sich Routen kreuzen. Stelen können dort zum Einsatz kommen, wo sich nicht unbedingt Routen kreuzen, es aber einen zentralen Punkt gibt, der ein hohes Besucheraufkommen erwarten lässt. Hier werden die Ziele der vorherigen Standorte wieder aufgegriffen und per Richtungspfeil fortgeführt. An manchen Stellen ist es zu empfehlen, Infotafeln mit ergänzenden Ortsinformationen zu setzen. Zu diesen Punkten zählen z.B. der Bahnhof, einige zentrale Parkplätze oder die Promenade in Pelzerhaken.
Die Gestaltung des Systems soll sich an einem Corporate Design (CD) orientieren. Das CD definiert die: - Farben, - Linien, - Schriftarten, - Materialien und sonstige Gestaltungsvorgaben.
Ziel ist es, neben dem Wiedererkennungswert die Wegweisung als eigenständiges System erkennbar zu machen. Hierfür ist es ratsam, nicht auf vorhandene Pfosten wie Straßennamenschilder oder Laternen zurückzugreifen, sondern neue Pfosten, die auch optisch exakt zu den neuen Wegweisern passen, zu setzen. Lediglich Richtungswegweiser können an vorhandenen Pfosten montiert werden. In der beigefügten Präsentation werden drei Systeme in drei unterschiedlichen Preis- und Qualitätskategorien vorgestellt. Die Verwaltung empfiehlt, mindestens ein Beschilderungssystem im mittleren Preissegment zu implementieren, da das Besucherlenkungssystem in Neustadt in Holstein einer 3-4 Sterne-Destination entsprechen sollte und Außenwirkung auf das Stadtbild und den Tourismusstandort hat.
Für die Beschilderungssysteme der Fußgängerroute ergeben sich folgende, mögliche Kosten:
A) Günstige Preis- und Qualitätskategorie: Für das Alu-Hohlkastenprofil (Hersteller RadWW) beläuft sich die Kostenschätzung auf insgesamt 45.000 € brutto. Davon sind 45 % förderfähig, dass entspricht der Summe von 20.250 € brutto (ca. 17.020 € netto). Somit entfällt auf die Stadt Neustadt in Holstein ein Eigenanteil von 24.750 € brutto (ca. 20.800 € netto).
B) Mittlere Preis- und Qualitätskategorie: Für das System Park + City (Fa. Saebel) beläuft sich die Kostenschätzung auf insgesamt 65.000 € brutto. Davon sind 45 % förderfähig, dass entspricht der Summe von 29.250 € brutto (ca. 24.570 € netto). Somit entfällt auf die Stadt Neustadt in Holstein ein Eigenanteil von 35.750 € brutto (ca. 30.030 € netto).
C) Höhere Preis- und Qualitätskategorie: Für das System "Konni" (Fa. B. FischerAlulines) beläuft sich die Kostenschätzung auf insgesamt 113.000 € brutto. Davon sind 45 % förderfähig, dass entspricht der Summe von 50.850 € brutto (ca. 42.750 € netto). Somit entfällt auf die Stadt Neustadt in Holstein ein Eigenanteil von 62.150 € brutto (ca. 52.250 € netto).
Weitere, einmalige Kosten für das Projektmanagement durch das Fachbüro in Höhe von 4.400 € netto sowie die Erstellung einer Fachschale „Besucherlenkung“ im Geoinformationssystem (GIS) der Stadtwerke Neustadt in Holstein in Höhe von voraussichtlich 4.990 € netto müssen eingeplant werden. Für das Projektmanagement und die Einrichtung der Fachschale im GIS muss ggf. ein Nachtrag zum Förderantrag gestellt werden. Daher sind die beiden Positionen in der folgenden Aufstellung in voller Höhe berücksichtigt. Bei einem positiven Bescheid durch den Fördergeber kann der Eigenanteil für diese Positionen um 45% bzw. 4.230 € netto auf 5.200 € netto reduziert werden.
Finanzierung und Förderung:
Gemäß Zuwendungsbescheid des LLUR vom 27.04.2018 sind aus Mitteln des Landesprogramms ländlicher Raum (LPLR) Schleswig-Holstein bis zur Höhe von 48.600 € netto zur Durchführung des Vorhabens Besucherlenkungssystem Neustadt-Pelzerhaken-Rettin bewilligt. Die zuwendungsfähigen Gesamtkosten sind festgesetzt auf 108.000 € netto.
Im Wirtschaftsplan 2018 wurden die Kosten für das Detailkonzept in Höhe von 18 T€ netto eingestellt. Im Wirtschaftsplan 2019 wurden die Kosten für die Beschilderungssysteme in Höhe von 90 T€ netto eingestellt.
Die Projektkosten (Hotelroute, Fußgängerleitsystem, Projektumsetzung, GIS) belaufen sich
Als Folgekosten in den kommenden Jahren sind die jährliche Wartung der Beschilderungssysteme in Höhe von ungefähr 5.500 € netto sowie der Wartung und Aktualisierung des GIS mit voraussichtlich 790 € netto im Wirtschaftsplan des Tourismus-Service Neustadt-Pelzerhaken-Rettin zu berücksichtigen.
Nach der Entscheidung für ein Beschilderungssystem für die Fußgängerroute kann die Finalisierung der Standortbögen und die Ausschreibung erfolgen.
Beschlussvorschlag:
a) mittleren Preis- und Qualitätskategorie (Bsp. Park & City oder ähnliche) oder b) hohen Preis- und Qualitätskategorie (Bsp. Konni oder ähnliche). Finanzielle Auswirkungen:
Anlage/n:Präsentation Büro LebensRaumZukunft: Besucherlenkungs- und Informationssystem in Neustadt in Holstein; Stand 04.06.2019
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