Bürgerinfosystem Neustadt in Holstein
Der Vorsitzende begrüßt die Delegation aus der ukrainischen Partnerstadt Nischyn mit Bürgermeister Olekansdr Kodola, Herrn Yurij Khomenko, Frau Yulija Strilets, Frau Maryna Svitlova und Dolmetscherin Frau Melnik. Herr Albers führt aus, dass er zuletzt im Rahmen der Gedenkveranstaltung „Zwei Jahre Krieg in der Ukraine“ am 24.02.2024 im Jugendtreff am Gogenkrog verdeutlicht bekam, welche elementare und existenzielle Sorgen die Bevölkerung der Stadt Nischyn umtreiben. Er freue sich auf einen Austausch mit der Delegation und sei dankbar für deren Besuch.
Bürgermeister Spieckermann skizziert das Besuchsprogramm für den Zeitraum vom 17. bis 20.06.2024.
Bürgermeister Kodola bedankt sich für die Einladung, überbringt Grüße seiner Stadt und dankt für die Unterstützung durch die Stadt Neustadt in Holstein sowohl vor Ort in der Ukraine als auch hier bei der Unterbringung und Betreuung der Geflüchteten. Er unterstreicht kurz Deutschlands Rolle in der Führung der EU und geht auf die notwendige monetäre, humanitäre und militärische Hilfestellung für die Ukraine ein. Die Stadt Nischyn sei aufgrund ihrer geografischen Lage sehr früh gleich mit Beginn des russischen Invasionskrieges in einem Beschusszeitraum von eineinhalb Monaten direkt betroffen gewesen. Wiederaufbau und Revovierungen würden seitdem vorangetrieben. Bis heute gebe es jeden Tag mehrere Luftalarme. Die Bevölkerung müsse ständig damit rechnen, Schutzräume aufsuchen zu müssen. Die Stadt beklage bislang etwa 200 tote Soldaten aus den Reihen ihrer Einwohnerschaft. Dem Hauptausschuss werden mit einer Präsentation die Stadt Nischyn, ihre Geschichte sowie deren Wirtschaftsfaktoren, Gemeinschaftsprojekte, Einrichtungen und Veranstaltungen vorgestellt und mit einem Film eindrucksvoll die sich darstellenden Zerstörungen und Einschränkungen im Stadtgebiet unter den Bedingungen des russischen Krieges gegen die Ukraine nähergebracht. Nischyn sei in der Zwischenzeit mit einem ausgebauten Logistiknetzwerk und Lagerhäusern zu einem humanitären Zentrum für die Gesamte Region und einem Zentrum für Binnenflüchtlinge geworden. Nischyn folge der Wiederherstellung des Stadtgebietes und dem europäischen Entwicklungspfad weiter und suche dazu verlässliche Partner. Bevor Bürgermeister Kodola aber seine geflüchteten Einwohnerinnen und Einwohner bitten könne, in die Stadt zurückzukehren, müsse diese jedoch sicher sein. Während des nun schon über zwei Jahre dauernden Krieges seien zwar mehr als 200 Schutzräume errichtet und ausgebaut worden, jedoch stünden diese beispielsweise in den Kindergärten noch nicht zur Verfügung, so dass keine Betreuung von Vorschulkindern erfolgen könne. Rußland höre nicht auf, die Infrastrukturen zu zerstören. Es gebe in großen Zeiträumen keinen Strom und damit kein Wasser, kein Abwasser, keine Heizung. Auch sei in der Ukraine eine große Menge an kommunaler Technik und Ausrüstung an das Militär gegeben worden. Diese fehle nun den Kommunen. Er wäre dankbar, wenn Neustadt in Holstein in diesen Bereichen helfen könne. Man brauche schlichtweg alles Vorstellbare an Maschinen und Technik, das hier nicht mehr benötigt werde oder durch Neuanschaffungen ersetzt wurde.
Herr Albers dankt der Delegation für die Schilderungen und Eindrücke der Lebensumstände. Es sei bedrückend, das alles sehen zu müssen, aber auch beeindruckend, wie der Alltag gemeistert und die Herausforderungen angenommen würden. Alles dies spreche für eine starke Zivilgesellschaft. Dem Gremium würde vor Augen geführt, was auf dem Spiel stehe. Er hoffe, dass man am Ende zusammen siegreich sein werde.
Bürgermeister Spieckermann schließt mit einer Übersicht über die bislang konkret erfolgten Hilfen und Transporte aus Neustadt in Holstein an und nach Nischyn. Aktuell beschaffe man mit 90 %-iger Förderung aus dem Finanzinstrument „Kleinprojektefonds für Kommunale Entwicklungspolitik“ über engagement global bzw. die SKEW ein Reinigungsfahrzeugaufsatz. Der Verein „Ostholstein hilft“ trage die verbleibenden 10 % als Spende, das Projekt werde über die Stadt umgesetzt. In Planung sei nach dem aktuellen Austausch mit Nischyn nunmehr die Anschaffung von 10 Stromaggregaten. Auch dieses solle über Initiativen abgearbeitet werden. Ziel sei es insgesamt, das, was Nischyn benötige, partnerschaftlich aber ohne Belastung des städtischen Haushalts zu beschaffen. Man könne bei den vorhandenen Finanzinstrumenten mit kleinen Beträgen durchaus viel helfen.
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